Selbstbestimmtes Leben

Es ist kaum zu fassen, wie schnell zehn Jahre vergehen. Heute blicke ich zurück auf einen entscheidenden Moment, der mein Leben verändert hat: den Tag, an dem ich aus Liebe nach Bensheim gezogen bin.

Knapp zwei Jahre nach meiner Nierentransplantation ging es mir so gut wie lange nicht mehr. Ich war voller Energie, voller Zuversicht und voller Vorfreude auf den nächsten Schritt. Es war der Moment, in dem ich spürte: Ich will mein Leben in die eigenen Hände nehmen. Ich will selbstbestimmt leben, die Kontrolle über mein eigenes Leben haben.

Gemeinsam mit meinem damaligen Freund zog ich in eine eigene Wohnung, 200 Kilometer entfernt von meinen Pflegeeltern und meiner Familie. Ein mutiger Schritt, der mich aus meinem gewohnten, sicheren Umfeld hinausführte. Aber ich wusste: Ich bin bereit für diesen Neuanfang. Ich wollte nicht länger in der Komfortzone bleiben. Ich wollte in einer neuen Stadt, in einem neuen Leben, in einer neuen Selbstständigkeit aufblühen.

Die Region um Heidelberg war mir durch meine 13 Jahre im Internat in Neckargemünd vertraut, und die Nähe zur Uniklinik gab mir das beruhigende Gefühl, gut versorgt zu sein. Die Entscheidung, hier zu bleiben, fühlte sich richtig an, nicht nur aus praktischen Gründen, sondern auch, weil es mir den Raum gab, ein Leben zu führen, das ich selbst gestalten konnte.

Natürlich war das für meine Pflegeeltern schwer zu akzeptieren. Die Vorstellung, dass ich ganz allein auf eigenen Beinen stehen würde, war eine große Herausforderung für sie. Aber tief in ihrem Herzen wussten sie, dass ich diesen Schritt gehen musste, um wirklich selbstbestimmt zu leben.

Heute, zehn Jahre später, kann ich sagen: Ich habe es nicht bereut. Dieser Umzug nach Bensheim war der Schlüssel zu meinem selbstbestimmten Leben. Ich lebe nach meinen eigenen Regeln, treffe meine eigenen Entscheidungen und bin selbst für mein Leben verantwortlich. Und das fühlt sich unglaublich befreiend an.

Ich bin dankbar für alle, die mich unterstützt haben, für jede helfende Hand, jedes ermutigende Wort. Und ich danke den Bensheimerinnen und Bensheimern von Herzen, dass sie mich so herzlich aufgenommen haben.

Ob ich hier bleibe oder weiterziehe, Bensheim wird für mich immer der Ort sein, an dem ich begonnen habe, mein Leben wirklich selbst in die Hand zu nehmen.